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Illustration von Johannes Benedix für Lebenshilfe Soltau e.V.
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Erfahrungsberichte

Familien berichten von ihren Erfahrungen mit der Lebenshilfe Soltau e.V.

„Am liebsten würde ich dann doch einmal Mäuschen spielen“

Elterngespräch
Elterngespräch
Elterngespräch
© Lebenshilfe Soltau e.V.
Toni, der Sohn von Marion Olsen, besucht seit dem Kita-Jahr 2023/24 die Krippe im Lütenhof. Sie erzählt uns Anfang September 2023 von dem Verlauf der Eingewöhnung:

Seit knapp über drei Wochen sind wir jetzt im Lütenhof. Vorher gab es auch drei Nachmittage, an denen man die Einrichtung kennenlernen konnte, mit den Erzieherinnen sprechen und mit den Kindern umgucken, damit sie nicht komplett ins kalte Wasser geworfen werden. Am Anfang der Eingewöhnung war es dann so, dass ich eine Woche mit Toni in der Gruppe war und auch nicht rausgegangen bin. Wir haben erstmal den Morgenkreis mitgemacht. Da waren wir ein, zwei Stunden hier. Am nächsten Tag gab es dann schon Frühstück, dann irgendwann ging es bis zum Mittagessen. Und ich war einen Nachmittag hier, um zu sehen, wie es dann abläuft. Das war die Zeit, wenn die Kinder wieder aufstehen vom Mittagsschlaf. Ich habe also tatsächlich einmal alles mitgemacht, was die Kinder hier auch erleben: Ich war mit draußen, ich war mit beim Musikmachen, wir sind spazieren gewesen. Dann bin ich mal kurz rausgegangen. Wenn überhaupt eine halbe Stunde. Die Erzieherinnen kümmern sich um das Kind und schauen, wie es läuft. Dann kommt man wieder, holt sein Kind aus der Gruppe ab, nimmt den Rucksack mit und verabschiedet sich.

Ich bin begeistert davon, bei den anderen Kindern zu sehen, wie gut es in der Einrichtung funktioniert. Anderthalbjährige, die mit ihrem Tellerchen zum Buffet laufen und sich was zu essen holen, setzen sich an den Tisch und essen in Ruhe. Keiner hat riesigen Quatsch gemacht. Dass sie das so hinbekommen, ist wirklich eine enorme Leistung von den Erzieherinnen. Ich hatte aber erstmal Bauchschmerzen, weil ich dachte „Toni kann noch nicht richtig selbstständig essen, wie soll das denn funktionieren.“ Ich habe es angesprochen und mir wurde gesagt „Du kannst gemeinsam mit ihm ausprobieren, wie das geht. Du setzt dich auf einen Stuhl mit ihm, rollst zum Buffet, ihr holt euch zusammen etwas zu essen. Wenn du nicht da bist und die anderen machen das alle so, wird er das ganz schnell auch machen.“ Man muss eigene Sorgen einfach offen ansprechen. Ein anderes Beispiel: Steckdosen. Von zu Hause kennt man natürlich diese Sicherungen, aber die gibt es in der Kita nicht. Ich hab dann gesagt: „Ist das nicht megagefährlich?“ Aber mir wurde gesagt, dass es natürlich gesicherte Steckdosen sind, die nur anders aussehen als zu Hause. Und ich dachte: „Ok, eine Sorge weniger.“ Aber hätte ich es nicht angesprochen, hätte ich vielleicht immer Bauchschmerzen gehabt und mein Kind mit einem unguten Gefühl abgegeben. So vertraue ich darauf, dass die Erzieherinnen wissen, wovon sie reden.

Es ist von Anfang an so gewesen, dass ich von den Erzieherinnen immer wieder Feedback bekommen habe, wie es läuft. Auch an den Tagen, an denen ich noch mit vor Ort war, wurde mir gesagt, wie die Erzieherinnen Tonis Verhalten sehen. Das war tatsächlich hilfreich, weil ich selbst das Gefühl hatte, er klammert nur an mir. Da wurde mir von vornherein gesagt „Nee, guck mal, er spielt doch auch alleine, er spielt mit uns. Er guckt dich nicht die ganze Zeit an und sucht dich.“ Und jetzt, wo ich auch mal länger weg bin, ist Kommunikation auch extrem wichtig. Gestern zum Beispiel war tatsächlich der Plan, dass ich ihn um zehn abhole. Doch dann kam eine Nachricht „Läuft super, komm einfach erst um 11 Uhr. Wenn es nicht gut läuft, melden wir uns zwischendurch.“ Man bekommt auch jedes Mal, wenn man die Kleinen wieder entgegennimmt – sei es nach einer halben Stunde oder nach drei Stunden – sofort Feedback von der Bezugserzieherin, wie es gelaufen ist. Wie hat sich das Kind verhalten, hat es groß geweint, hat es gut gefrühstückt?

Aber ich muss auch damit leben, dass ich gar nicht alles erfahren kann, was Toni hier am Tag gemacht hat. Gestern zum Beispiel haben die Erzieherinnen erzählt, dass er beim Morgenkreis alleine auf seinem Platz gesessen und angefangen hat, mitzuklatschen, als sie gesungen haben. Das hat er nicht gemacht, als ich noch dabei war. Dass ich nicht mehr alles mitbekomme, ist tatsächlich etwas, was mir gerade ein bisschen schwerer fällt. Am liebsten würde ich mich dann doch mal ans Fenster stellen und gucken, wie er das macht, einmal Mäuschen spielen.

Aber es ist doch so: Wir als Eltern haben so viele Dinge, um die wir uns kümmern müssen. Es sollte eine Erleichterung für uns sein, dass die Kinder in die Einrichtung gehen. Ohne Vertrauen geht es einfach nicht.

Uns gibt es zu viert - oder gar nicht

Carmen, Lutz, Luca und Jonas Foto: Lebenshilfe Soltau e.V.
Carmen, Lutz, Luca und Jonas Foto: Lebenshilfe Soltau e.V.

Das Luca im November 2005 mit einer Behinderung zur Welt kam hat uns eiskalt erwischt. Während der Geburt trennte sich frühzeitig die Plazenta und Luca musste aufgrund von Sauerstoffmangel reanimiert werden. Die Schwangerschaft verlief völlig sorgenfrei. Um so unvorbereiteter nahmen wir die Prognose des Arztes zur Kenntnis, dass Luca wohl „kein guter 100 Meter Läufer werden wird...wenn überhaupt“. Luca lag auf der Intensivstation.

Die ersten Wochen und Monate waren eine große Belastungsprobe. Unzählige Krankenhausaufenthalte, Hadern mit dem eigenen Schicksal und viele, viele Tränen. Luca schrie viel und war steif wie ein Brett. Eine Freundin kam, um den schreienden Luca herum zu tragen. Wir brauchten sie nur an zu rufen und schon war sie zur Stelle. Auch Mamas Patentante kam einmal die Woche abends mit ihrem Mann zu Besuch, um Luca herumzutragen. Es blieb Zeit, um auf dem Sofa zu sitzen und zu weinen. Denn sonst hatte man einfach nur zu funktionieren.
Ganz wichtig war die große Familie, die einem immer wieder Halt und Unterstützung gab und immer für uns da war, wenn wir sie brauchten.

Es ging langsam aufwärts. Wir kamen zu der Erkenntnis, dass es vielleicht noch schlimmer hätte kommen können. Kurz nach der Geburt erhielt Luca bereits Krankengymnastik. Die Frühförderung kam zu uns ins Haus, wir gingen Schwimmen und Reiten mit Luca. Mit Tess, der lieben Labradorhünden, haben wir ein weiteres Familienmitglied gewonnen, das mit für Luca da ist. Auf Musik, Hörspiele und menschliche Stimmen reagiert Luca sehr unterschiedlich. Wir wissen nicht genau, was bei Luca ankommt. Aber das etwas ankommt, dessen sind wir uns ganz sicher.

Als wir Luca nach seiner Eingewöhnung zum ersten Mal in der Heilpädagogischen Kindertagesstätte schreiend alleine zurückließen, sagte ein Erzieher zu mir: „Fahr nach Hause, trink einen Cappuccino und lass uns mal machen. Das wird schon.“ Ich bin erst einmal in den Supermarkt gefahren. Da ich, um Luca und mich zu beruhigen, gewöhnlich jeden Vorgang benannt oder besungen habe, stellte ich während des Einkaufens plötzlich fest, dass ich mit einem leeren Einkaufswagen sprach.

Luca mit Bundesfreiwilligendienstleistende der Lebenshilfe Soltau e.V.
Luca mit Bundesfreiwilligendienstleistende der Lebenshilfe Soltau e.V.

Was wir an der Lebenshilfe schätzen ist der gute Austausch, die Verlässlichkeit und die Hilfsbereitschaft, die uns entgegengebracht wird. Was wir uns wünschen, sind weitere Fortschritte in Sachen Barrierefreiheit. Luca kann nicht selbstständig sitzen und ist daher auf seinen Spezialstuhl angewiesen. Eine Flugreise ist durch den erforderlichen Ausbau einer kompletten Sitzreihe unbezahlbar. Ebenso ist eine Fahrt in einem Karussell ausgeschlossen.

Wir sind heute davon überzeugt, dass es gut so ist, wie es ist. Als uns beim letzten Krankenhausaufenthalt vorgeschlagen wurde für Luca eine Tagespflege zu beantragen, damit wir einmal durchschnaufen können, war unsere Antwort: Nein Danke, solange wir auf der Welt sind, gibt es uns nur zu viert – oder gar nicht.

Carmen, Lutz, Jonas, Luca Dornack und natürlich Tess

Mein Lächeln sagt mehr als 1000 Worte

Marvin mit seiner Mutter in der Lebenshilfe Soltau e.V.
Marvin mit seiner Mutter in der Lebenshilfe Soltau e.V.

Hallo, ich heiße Marvin Läufer und bin am 25.04.1996 in Soltau geboren. Ohne das die Ärzte etwas bemerkten wurde ich als gesund aus dem Krankenhaus entlassen. Aber als wir dann drei Monate später beim Kinderarzt waren bemerkte er bei einer Routineuntersuchung, dass mit mir irgendwas nicht stimmte.

Untersuchungen ergaben, dass ich in Mamas Bauch Sauerstoffmangel hatte und sich dadurch ein Loch in der linken Gehirnhälfte gebildet hat. Mama und Papa waren sehr traurig, aber eins stand für sie fest: Sie werden mich immer lieben, egal wie ich mich entwickeln werde.

Durch Frühforderung und viel Krankengymnastik konnte ich dann mit 2 Jahren laufen. Dann kam mein „ Großer Tag“: Im August 1999 kam ich in die Kita der Lebenshilfe Soltau. Mama war sehr traurig, aber ich fand es toll mit anderen Kindern zu spielen. Ich machte große Fortschritte, und es folgte die Einschulung in 2001.

Da wurde ich so langsam erwachsen. Leider trennten sich in der Zeit meine Eltern, aber Oma und Mama sorgten dafür, dass ich mit der neuen Situation sehr gut zurecht kam. 2010 war für mich ein nicht so schönes Jahr. Ich verlor meine allerliebste Oma, 2 Tage vor meinem 14. Geburtstag. Mama sagt, dass Oma jetzt im Himmel ein Engel ist und auf mich aufpasst. 2011 hatte ich dann eine große Wirbelsäulenoperation. Mit ein paar Komplikationen wurde ich nach 3 Wochen entlassen. Mama sagt, ich sei sehr tapfer gewesen.

Durch die vielen Jahren bei der Lebenshilfe Soltau e.V bin selbständiger geworden und habe vieles erlernt. Kleine Arbeiten kann ich fast Selbständig erledigen, wie z.B. im Werkunterricht eine Laubsäge bedienen. Oder beim Einkaufen Sachen aufs Band legen und sie wieder einräumen. Vor allem das Miteinander mit meinen Mitschülern und Lehrern ist mir sehr wichtig. Mama und ich möchten „Danke“ sagen für die 15 tollen Jahre. Ich bin jeden Morgen gerne zur Lebenshilfe gegangen.

Meine Hobbys habe ich fast vergessen: Musik, Musik, Musik! Ich genieße es jeden Freitag in der Musikschule zu sein. Mit meinem Charme und meinem Lächeln kann ich viele verzaubern, auch ohne Worte. Ein Lächeln das ich nie verlieren werde. „Ich bin nicht anders, ich bin wie Du“.

Marvin Läufer

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